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FIDA, Daten, Bias – was bleibt vom glücklichen Leben?

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Letztes Jahr auf der InnoVario stand für mich ein Thema im Fokus: FIDA, die kommende EU-Regulierung, die Open Banking auf den gesamten Finanzsektor ausweitet. Die Regulierung erlaubt es, Finanzdaten zwischen Finanzunternehmen auszutauschen, wobei der Kunde dabei die volle Kontrolle darüber behält, wer Zugriff auf welche Informationen erhält.


Klingt das abstrakt? Ein Beispiel: Wer seine Autoversicherung wechseln will, überträgt die Daten künftig digital an den neuen Anbieter. Oder Apps wie Clark und Finanzguru bekommen leichteren Zugriff, um den Versicherungsschutz zu optimieren.


Doch richtig spannend wird es bei den Mehrwertdiensten. Der südafrikanische Finanzdienstleister Discovery zeigt, wohin die Reise gehen kann: Versicherung, Bank, Gesundheit, Reisen, alles verpackt in einer App. Wenn Discovery neue Funktionen und neue Versionen der App vorstellt, wird das von den Kunden so voller Spannung erwartet wie die nächste Apple-Keynote.


Warum ist das so? Je mehr Daten man den Apps gibt, desto direkter sind die Vorteile: Wer morgens joggt, holt sich danach den kostenlosen Kaffee ab. Wer ein sicherer Fahrer ist, tankt günstiger. Und dabei geht es nicht nur um „kein Unfall seit zwölf Monaten“, sondern um knallharte Sensordaten – wie beschleunigt wird, wie gebremst wird, wie man in die Kurve geht oder ob Tempolimits eingehalten werden. 


Mit Limonade in den USA und Waterdrop in China gibt es ähnliche Anbieter. Aber Discovery ist hier vermutlich weltweit führend. Genau daran musste ich denken, als ich begann, AI 2041 von Kai-Fu Lee und Chen Qiufan zu lesen.


Dort heißt Discovery allerdings Ganesh Insurance und ist ein Versicherer in einem fiktiven Indien im Jahr 2041. Ganesh bewertet per KI jede Handlung, jede Interaktion und jede Online-Kommunikation. Positives Verhalten reduziert die Versicherungskosten. Dann verliebt sich die „Heldin“ der Geschichte in einen jungen Mann, ohne zu wissen, dass er zu den „Unberührbaren“ gehört. Jeder Kontakt zwischen den beiden sorgt dafür, dass die KI, aufgrund von verzerrten Daten, die Versicherungsgebühren für ihre gesamte Familie in die Höhe treibt.


Fiktion? Ja. Aber der Schauer, der mir dabei über den Rücken lief, war real.


FIDA wird den Markt verändern. KI wird die treibende Kraft dahinter sein. Doch Bias ist kein Science-Fiction-Problem, sondern längst Realität.


Deshalb gilt: Mehr Services, mehr Daten, mehr KI, aber bitte mit Argusaugen. Denn niedrige Versicherungsgebühren sind schön. Ein glückliches Leben ersetzen sie nicht.


Dieser Beitrag wurde hier auch auf LinkedIn veröffentlicht

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